CRONENBERG: Vom Erzabbau zur Werkzeugindustrie

Link zu den Fotos: Bilder der Wanderung

  • Ortsnamen. Stollen und „Hofschaften“ verweisen auf die frühe Suche nach Eisenerz
  • (Schmiede-) Hämmer und Schleifkotten in den kleinen Bachtälern
  • Mit der Einführung der Dampfmaschinen entstehen die Fabriken auf den Höhenzügen

Bei bestem Wanderwetter trafen wieder 15 Wanderer(-innen) um 10:00 Uhr bei unserem Treffpunkt ein. Wir verteilten uns auf insgesamt 5 Autos und schon ging es los, über Stadtstraßen in Solingen zu unserem Start- und Zielpunkt in Wuppertal-Kohlfurth.

Bergan benutzten wir die „Bergische Museumsbahnen“ mit dem Triebwagen 107 „Der Benrather“ ex. Rheinische Bahngesellschaft AG, Düsseldorf aus dem Baujahr 1936. Wegen des großen Andrangs (die Fahrten beginnen um 10:40 Uhr) fuhr kurz hinter uns, aber außer Sichtweite eine weitere Straßenbahn. Es war „der Barmer“, Triebwagen 94 ex. Barmer Bergbahn AG, aus dem Baujahr 1928.

Wie in früheren Zeiten mußten wir beim Schaffner unsere Bergfahrt bezahlen und wir fuhren bis zum Endhaltepunkt „Greuel“.

Hier startete dann die Wanderung, die uns von „Greuel“ hinauf zur Berghauser Straße führte (Verbindungs-Höhenstraße zwischen Wuppertal-Cronenberg und Wuppertal-Sudberg).
Wir hielten uns links, um dann nach wenigen 100 m rechts in den Realschulweg abzubiegen. Von nun an ging‘s bergab.

Am Rheinbach wurden wir mit einem Schild auf ein unanständiges Tun in der Vergangenheit hingewiesen: Hier hatte ein in der Handwerksrolle eingetrager Schmied, die Frechheit besessen auch ein Hammerwerk zu betreiben. Dieses Hammerwerk wurde 1658 zwangsweise stillgelegt und der Schmied mußte unter Zurücklassung aller Wertgegenstände die Flucht ins Märkische antreten.

Im Rheinbachtal angekommen ging es nun über den Panorama-Wanderweg wieder bergauf nach W.-Cronenberg. Wir mußten den Rheinbach und Nebenbäche dreimal über große Steine überqueren, da es keine Brücken gab.

Es folgte ein kurzer, aber intensiver Aufstieg, der uns wieder auf die Anhöhe W.-Cronenbergs brachte.

Am alten Bahnhof (in Cronenberg heute Einstieg zur Sambatrasse) vorbei kreuzten wir die Hauptstraße, um uns dann einige historische Stätten in W.-Cronenberg an zu schauen.

1. Am Ehrenmal ein Kriegerdenkmal aus dem ersten Weltkrieg, an dessen Platz der ehemalige Gutshof „Zum Eigen“ befand.
Hier Stand der landeseigene Kameralhof, um 1050 erstmals mit dem Namen Cronberga erwähnt. Hier wurden die Arbeitstiere, die zur Köhlerei und zum Erzabbau verwendet wurden, versorgt.

2. Bürgerhäuser an der Herichhauser Str. Die Fachwerkhäuser entstanden in den Jahren 1900 bis 1935. Sie sind alle denkmalgeschützt (nur linke Straßenseite). Hier wohnten überwiegend selbständige Handwerker und Meister der umliegenden Werkzeugfirmen.

3. Hofschaft Herichhausen. Vermutlich älteste Hofschaft in Cronenberg. Der „Ortsname“ deutet auf eine Besiedlung aus dem sächsischen Westfalen im 9./10. Jahrhundert. Eines der Häuser trägt das Jahr 1620 im Balken.

4. „Kremers Fabriken“ Borner Str. 32. Um 1897 siedelte die Firma Kremer & Sondermann aus dem Burgholztal wieder hinauf auf die Höhen. Seit 1880 besaß die Firma eine Dampfmaschine und war so von der Wasserkraft unabhängig geworden.

5. „Am Born“ Borner Str. 14. Brunnen und Brunnenhäuschen für die Hofschaft Herichhausen und die Ansiedlung „Hütte“. 1650 als Quelle des Herichhauser Bachs eingefaßt.

6. „An der Hütte“. Alter Ortskern Cronenbergs, entstanden nach den Bränden 1829 und 1834. Der Name rührt von der Eisenschmelzhütte, die sich hier bis 1598 befand. Ehemalige Kaufmanns- und Handwerkerhäuser u. a. mit ehemaliger Nagelschmiede.

Hier wurde der historische Rundgang auf ein Eishörnchen kurz unterbrochen.

7. „Schmied mit seinem Lehrjungen“. Das Denkmal wurde 1994 errichtet und erinnert an das Hauptgewerbe in Cronenberg.

8. Bürger- und Arbeiterhäuser an der Schorfer Str. Die Arbeiterhäuser hatten ihre Werkstatt stets im Hof. Der Straßenname verweist auf das ehemalige Schürfgebiet für Eisenerz, zu dem die Straße führte.

9. Friedhof. Ehemaliges Schürfgebiet für Eisenerz. Durch das Buddeln nach Erz war das Land verdorben, landwirtschaftlich nicht zu nutzen und wurde 1820 zum Friedhof.

10. Nach Passieren der Haltestelle Friedrichshammer, der Museumsbahn, trafen wir auf die ehemalige Sensenschmiede Friedrichshammer, von der nur die Hüftmauer und zwei Teiche erhalten blieben.

11. Vorbei am „Mundloch“, verschütteter, ehemaliger Eingang zum bis 80 m tiefen Erzstollen, ging es weiter über
12. Manuelskotten, funktionsfähiger Schleifkotten seit 1755 und Kaltenbach zurück zu unseren Autos.

Um 14:15 Uhr waren alle im Auto und Teile von uns fuhren auf einen Absacker in den Richrather Hof um die Akkus wieder aufzutanken.

Bedeutung von Wuppertal-Cronenberg:

Schon im 9. Jahrhundert n. Chr. drangen Siedler aus dem Osten, wahrscheinlich auf der Suche nach Eisenerz, in das Gebiet von Cronenberg vor. Auf den Erzabbau weisen die Flurnamen „Hütte“, „Schorf“ und „Steinwäsche“ hin. Von diesen Voraussetzungen her war für Cronenberg der Weg zur Eisenbearbeitung vorgezeichnet. In den Hofschaften Cronenbergs wurden im 18. Jahrhundert Schüppen, Hacken, Picken, Schlösser und andere Schmiede-Waren gefertigt.

Bis 1798 gab es ein besonderes Privileg für die Sensen-Herstellung. Waren es zuerst Handschmieden, so wurde später in den Tälern die Wasserkraft zum Schmieden genutzt. Von den vielen, durch Wasser angetriebenen Hammerwerken und Schleifkotten ist der Manuelskotten im Kaltenbachtal mit seinem Wasserrad von 5 Metern Durchmesser noch in Betrieb.

Mit der Einführung der Dampfmaschine und der Elektroenergie kehrten die Werkstätten auf die Höhen Cronenbergs zurück, wo sich eine bedeutende Werkzeugindustrie entwickelte. Die Route durch Cronenberg verfolgt diese Entwicklung. Sie führt zu den alten Schürf- und Hüttenplätzen, den Hofschaften mit ihren Kleinshmieden, den Wasserkraftanlagen in den Tälern und den später errichteten Fabrikanlagen in den besser zugänglichen Höhenlagen.

Die heutige Museumsstraßenbahn erinnert an die Straßenbahnlinie 5, die von Solingen-Mitte bis nach Wuppertal-Elberfeld führte und das industriell geprägte Kaltenbachtal einst erschloss.

Peter Müller

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