Viele von uns lieben es, in Ruhe beim Morgenkaffee die Tageszeitung mit den letzten Neuigkeiten aus Langenfeld, der Region, aus Deutschland und aus der ganzen Welt zu lesen. Doch wer hat sich schon einmal richtige Gedanken gemacht, wie es eine Zeitung wie die Rheinische Post mit einer Auflage von ca. 300.000 Exemplaren 6 Mal in der Woche schafft, die 32 Seiten (Samstags noch einige mehr) nebst Beilagen mit Beiträgen, Anzeigen und Bildern zu füllen, zu drucken, zu versenden und in die einzelnen Haushalte zuzustellen ? Wir, d.h., 21 neugierige ZWAR’ler wollten es wissen und machten uns deshalb auf den Weg zum Druckzentrum der Rheinischen Post nach Düsseldorf-Heerdt. Und da Zeitungen mit den Neuigkeiten des Tages spätabends nach Redaktionsschluss gedruckt werden, war es klar, dass wir eine Abend-Aktivität vor uns hatten.

Neun von uns reisten mit Bus und Bahn an, während zwölf, die zum Teil noch in Düsseldorf arbeiten mussten, einen eigenen Weg der Anreise wählten. Die neun ZWAR’ler, die mit dem 785er fuhren, stiegen in unserer Landeshauptstadt an der Steinstraße/Königsallee aus, bummelten die weihnachtlich erleuchtete Kö hinunter bis zum Kaufhof, wo hinter der Persiluhr die Schlittschuhläufer auf der Eislaufbahn rund um den Kö-Brunnen ihre Pirouetten drehten. Tina kam von der Arbeit und stieß dazu. Da wir gut in der Zeit waren (unser Organisator dieser Aktion Erhard = einer unserer ältesten und auch einer unserer aktivsten) hatte bis zur Führung in der RP genügend Zeit eingeplant; deshalb (ver)führte er uns am Kö-Graben auf den Weihnachtsmarkt am Beginn der Altstadt, wo wir uns am leckeren Glühwein erwärmten.

Danach fuhren wir bestens gelaunt mit der U75 bis zum Handweiser in Düsseldorf-Heerdt, liefen um die „Teekanne“ herum und standen dann (immer noch etwas zu früh) im Foyer des Rheinische-Post-Towers. Nach und nach vervollständigte sich die ZWAR-Richrath-Gruppe, aber auch ca. weitere 40 Besucher warteten auf einen Führer. In drei Gruppen wurden wir anschließend zwei Stunden lang von jungen kompetenten Damen ausgiebig mit dem Unternehmen der Rheinischen Post und der Herstellung der Tageszeitung in den riesigen Hallen des Druckzentrums vertraut gemacht.

Zuerst gab es die Theorie in Form von Video- und PowerPoint-Beiträgen, herumgereichten Nass-Offset-Druck-Platten, etc. und lebhaften Diskussionen über Unternehmens-Kultur und -Historie (bis 1986 war die RP in den Schadow-Arkaden zuhause), Print-Medien versus Online-Nachrichten/e-papers), .Auflagenschwund, Herstellungsverfahren, Strukturierung der Redaktionen, etc,. So erfuhren wir zum Beispiel, dass bei der Rheinischen Post z.Zt. 290 Redakteure (freie und festangestellte) tätig sind (und diese „Zeilengeld“ bekommen), dass 38 Regionalausgaben der RP täglich gedruckt werden, dass hier auch die Fertigung für fremde Blätter (die allerdings das gleiche Format wie die RP haben müssen) vorgenommen wird. Das News-Center, wo viele Redakteure (jeder braucht für seine Arbeit zwei Bildschirme; einen zur Recherche, einen zum Setzen seines Artikels) sitzen oder herumwuseln, bekamen wir leider nur im Bild zu sehen. Wir erfuhren auch, dass in unserer schnelllebigen Zeit, wo innerhalb von Sekunden (zumindest bei der Online-Redaktion) sich die Nachrichten erneuern, das Redigieren bzw. Gegenlesen und Freigeben eines zweiten Redakteurs, der Vergangenheit angehört. Kein Wunder, dass es immer mehr  Zeitungsartikel mit zum Teil haarsträubenden Rechtschreib- und/oder grammatikalischen Fehlern gibt.

Nach dieser sehr interessanten theoretischen Einführung durften wir uns jetzt wieder körperlich betätigen, d.h., unsere Führerin (eine Studentin, die diesen Job seit 5 Jahren in der RP macht) brachte uns ins Druckzentrum, wo wir exakt den Weg vom Papier bis zur versandfertigen Zeitung miterleben durften.

In der ersten Halle lagerten mehr als 40 Reihen à 5 Papierrollen, die aus aller Herren Länder über den nahegelegenen Neusser Hafen angeliefert wurden: wir staunten, als es hieß, das ist genau der Bedarf zur Herstellung der Rheinischen Post zu drei Wochentagen. Ab hier beförderten Roboter (autonom, also ohne Fahrer) die riesigen Papierrollen (je ca. 1,5 t schwer) in die Druckerei, wo es dann – trotz Glasscheibe – direkt sehr laut wurde. Rechter Hand werden die Druckplatten für den modernen Nass-Offset-Flach-Druck erstellt (je eine schwarze, blaue, gelbe und magenta-farbene, also 4 Platten pro Zeitungsseite). Bei 32 Seiten pro Wochentagsausgabe werden also 128 Druck-Platten benötigt, und das Ganze nochmals vervierfacht, denn viermal nebeneinander werden die Seiten gleichzeitig bedruckt und erst später geschnitten. Hält man sich diese Mengen vor Augen, wundert man sich nicht mehr, dass die Druckmaschine eine Länge von 38 m hat und wir fast eine Stunde unterwegs waren (an jeder Station gab es genaue Erklärungen), bis wir am Ende der „Zangenstraße“ die letzte Maschine gezeigt bekamen, die die Postkarte unten auf die Titelseite klebt. Nun werden noch die Beilagen hinzugefügt, das Bündeln und Verpacken geschieht natürlich auch maschinell, und zum Schluss geht es auf dem Fließband raus in die Halle, wo bereits die LKW’s der Abholer warten. Die am weitesten von Düsseldorf entfernten Städte an der holländischen Grenze werden zuerst beladen. Und wenn alles „normal“ läuft, hat jeder Abonnent seine Rheinische Post vor dem Frühstück im Briefkasten.

Wir alle waren mächtig beeindruckt von dem modernen Druckerei-Betrieb und dankten der netten Studentin für die exzellente Führung.

Bleibt vielleicht noch anzumerken, dass die mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach Hause Fahrenden erst nach Mitternacht in Langenfeld angekommen sind, trotzdem diesen interessanten Abend genossen haben: dem Organisator Erhard und seiner Frau nochmals herzlichen Dank,

Herbert

Herberts Bilder zum Bericht

 

 

 

 

 

 

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